EINE KURZE GESCHICHTE DER INCENSE-KULTUR IN CHINA
Die chinesische Incense-Kultur lässt sich über Tausende von Jahren bis in die Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) zurückverfolgen. Incense diente zur Aromatisierung von Räumen und Kleidung, als fester Bestandteil der buddhis-tischen Praxis und als Freizeitbeschäftigung für Gelehrte und Würdenträger. Es findet in den buddhistischen Schriften Erwähnung und spielt bei buddhistischen Zeremonien eine wichtige Rolle. Durch den Buddhismus fand die Verwendung von Incense denn auch den Weg von China nach Japan.
Die für die komplexe Incense-Zeremonie benötigten Hilfsmittel wurden eigens zu diesem Zweck hergestellt und veränderten sich im Lauf der Zeit, von solchen aus Porzellan während der Song- Dynastie (960–1279) über Xuande-Kupferstövchen in der Ming-Dynastie (1368–1644) bis zu verschiedenen Gerätschaften in der Qing-Dynastie (1644–1912).
Einen deutlichen Aufschwung erlebte die Incense-Kultur in China während der Tang-Dynastie (618–907), begünstigt durch intensive Handelstätigkeit, die Verbreitung des buddhistischen Glaubens und regen Austausch mit anderen Ländern, nicht zuletzt über die berühmte Seidenstraße. Für Incense-Zeremonien wurden zu jener Zeit vor allem Agarholz, Kampfer, das Harz des Storaxbaums (Styrax officinalis), Gewürznelken und Flügelfruchtgewächse verwendet. Als edelster Aromastoff galt dabei das Agarholz, von dem insbesondere die herrschende Klasse kaum genug bekommen konnte.
Ihren Höhepunkt erreichte die Verwendung von Incense in China während der Song-Dynastie. Unter Edelleuten waren Incense-Zeremonien in eigens dafür errichteten Räumen ein beliebter Zeitvertreib, der kaiserliche Hof gründete eine „Kammer für Incense und Heilmittel“, die die Einfuhr von Agarholz und anderen Aromastoffen überwachte, und Gelehrte und Aristokraten verwendeten Düfte als Inspiration für Gedichte, beim Musizieren, zur atmosphärischen Untermalung von Banketten oder während der Meditation. Auch in der Ming- und der Qing- Dynastie blieb Incense sehr beliebt, sei es bei gesellschaftlichen Anlässen oder als alltägliches Freizeitvergnügen.
In der Song-Dynastie soll der Wert von Agarholz seinem Gewicht in Gold entsprochen haben, und auch heute noch gilt Agarholz der höchsten Güteklasse als einer der teuersten natürlichen Rohstoffe der Welt. Es entsteht im Kernholz des Adlerholzbaums, wenn dieses verletzt wird, etwa durch Kratzer von Tieren, Insektenbefall, Stürme oder Blitzeinschläge, und die Holzfasern von Pilzen infiziert werden. In der Folge produziert der Baum ein Harz, das die Wunden verschließt – ein Vorgang, der Dutzende, Hunderte oder gar Tausende von Jahren dauern kann, bis das verharzte Holz die gewünschten natürlichen Duft-Eigenschaften aufweist.